Rückblick Preisverleihung 2018

 

Im Zeichen der Menschenrechte – Diversity Preisverleihung 2018

Ein Rückblick von Katrin Nissel, mit bewegten Stimmungsbildern von den Videographen

Am 70. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen, 10. Dezember 2018, feierten 400 Gäste die 9. Verleihung des Bremer Diversity Preises. Die Auszeichnung ging an das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, DLR, die Einrichtung Rückenwind für Leher Kinder e.V. und an den Verleger Madjid Mohit. In ihren Reden betonten Bürgermeister Dr. Carsten Sieling und Prof. Dr. Jutta Berninghausen die Unverbrüchlichkeit der Menschenrechte und die Wertschätzung von Vielfalt gerade in Zeiten von zunehmendem Rassismus, Antisemitismus und Populismus. Musikalisch setzen die Schauspielerin Gabriele Möller-Lukasz und der Rapper Kerim Djilali ein Zeichen für Menschenrechte. Künstlerisch machten die Wertefahnen des Kulturladen Huchting auf Menschenrechte aufmerksam.

Nach dem Einzug der 400 Gäste mit dem Saxophonisten Gilles Agnamana in die Obere Rathaushalle, verwies die Moderatorin Dörte Maack auf die Wertefahnen des Kulturladen Huchting, die an diesem Tag im Festsaal des Rathauses hingen: Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft und Sprachen haben ihre Werte auf Stoffbahnen geschrieben. Ein wichtiger Wert für Familien, die vor Krieg und Elend geflüchtet sind, ist Sicherheit, für junge Menschen hingegen, Bildung.
Bürgermeister Dr. Carten Sieling betonte in seinem Grußwort, dass wir uns wieder sehr um die Einhaltung der Menschenrechte bemühen müssten. Der Diversity Preis stelle sich dem Erstarken von Autoritäten, von Vorurteilen, Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Homophobie entgegen. Zudem wolle die Auszeichnung deutlich machen, dass sich die Förderung von Vielfalt lohne. Er dankte dem Zentrum für Interkulturelles Management & Diversity, das den Preis entwickelt hat und bis heute maßgeblich gestaltet, für sein Engagement. Die Moderatorin unterstrich  dies mit der Äußerung, es gäbe in ganz Deutschland keine Stadt, die das Thema Vielfalt so ernst nehme wie Bremen.

Die Human Rights wurden am 10. Dezember 1948 durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet.  Eine Verbindung zwischen dem Einsatz für die Förderung von Vielfalt und Menschenrechten stellte Prof. Dr. Jutta Berninghausen, Vorsitzende des Zentrums für Interkulturelles Management & Diversity, heraus: Der Ursprung von Diversity Management liege in den Antirassismus- und Frauenrechtsbewegungen der 1960er und 70er Jahre. Schwerpunkte lagen auf sozialer und Geschlechter-Gerechtigkeit, Antirassismus,  und der Einhaltung der Menschenrechte.  Diese Forderungen schienen auf einem guten Weg zu sein und der Diversity Blick verlagerte sich mehr auf die Wirtschaft. Man betonte, dass die Wertschätzung von Vielfalt nicht nur eine ethische Frage der Gerechtigkeit sei,  sondern dass eine vielfältige Belegschaft auch den Erfolg eines Unternehmens mitbestimme. Der Begriff Diversity sei heute bekannter, aber gegen die Einhaltung der Menschenrechte werde weltweit verstoßen. Es sei wichtig, Gesicht zu zeigen und Farbe zu bekennen. Andrea Schreiber, Leiterin Anlauflogistik & Leadwerk C-Klasse, Diversity Beauftragte, Daimler AG Werk Bremen, plädierte für Vielfalt als Gegenteil von Einfalt. Es sei eine Bereicherung mit verschiedenen Menschen zusammenzuarbeiten. Ihr ist es ein Anliegen, Unternehmen und Organisationen darin zu unterstützen, ihren Umgang mit Vielfalt weiterzuentwickeln.

Mit dem Hochzeitslied von Gerhard Gundermann spielte Gabriele Möller-Lukasz auf die Bremer Stadtmusikanten an und appellierte an die Bedeutung von Herzenswärme in dunklen Zeiten.
Besonders bewegend war Rapp Nimmermehr von Kerim Djilali. Der Erzieher und Student der Sozialen Arbeit will mit seinen poetischen Rapps Menschen zum Nachdenken anregen.

 

Nach der Würdigung der 17 Diversity-Preis-Bewerber_innen 2018 folgte ein Dank an die Jury, der es schwer fiel, aus einer Vielzahl interessanter Bewerbungen die Preisträger*innen zu ermitteln.

Mit Spannung wurde das große Finale erwartet: Die Ehrung der beiden Diversity Preisträger*innen 2018: Das Zentrum für Luft- und Raumfahrt, DLR, wurde ausgewählt wegen seiner umfassenden Diversity Strategie, die nachhaltig, wirksam und konsequent in die Tat umgesetzt wird. Sehr flexible Arbeitszeitmodelle kommen den verschiedenen Lebensstilen und Bedürfnissen der Mitarbeitenden entgegen.  Rückenwind beeindruckte die Jury durch den gezielten Einsatz der besonderen Fähigkeiten der Team-Mitglieder und die Förderung der Reflexion über Werte und Respekt bei den Kindern aus 13 verschiedenen Ländern. Rückenwind zeichnen flache Hierarchien und ein „starkes Rückgrat“ aus. Den Preis, eine Bronzeskulptur der Künstlerin Gisela Eufe, 2500 Euro sowie ein Diversity-Film, nahmen für das DLR Dr. Anke Kovar, Leitung des Standorts Bremen, und Dr. Lars-Christian Schanz, Wissenschaftlicher Leiter, Institut für Raumfahrtsysteme, entgegen, für Rückenwind die Vorstände Lars Graß und Lothar Wehrmann.

Madjid Mohit gibt besonders verfolgten Autor*innen eine Stimme, in deren Ländern Menschenrechte kaum geachtet werden und die in ihrem Heimatland nicht publizieren können. Dafür sowie für die sprachliche, kulturelle und mediale Vielfalt seines Programms und seiner Themen, wird er 2018 geehrt als Diversty Persönlichkeit. Er nimmt sich großen Themen an, wie Sexualität, Moderne, Verfolgung, Migration und Integration, Leben unter einer Diktatur, Leben im Exil und die Ich-Suche zwischen verschiedenen Sprachen und Kulturen. Dr. Inge Buck, Kulturwissenschaftlerin und Schriftstellerin, findet in ihrer Laudatio wunderschöne Worte für die Literatur, um die es Madjid Mohit geht: „Luftwurzelliteratur, inspiriert von Theaterluft, von Orchideen und Magroven, die ihre Nahrung aus der Luft holen, nicht angewiesen sind auf den Boden. Eine Literatur, die die regionale Begrenztheit hinter sich gelassen hat, die ortsunabhängig wirkt, geschrieben von Schriftstellern und Schriftstellerinnen, die in einem fremden Land eine neue Heimat gefunden haben, die Abschiede in Ankunft verwandeln, Reduzierung in Reichtum, die grenzübergreifend die hiesige Kulturlandschaft bereichern.“

Die Worte des Liedes Die Gedanken sind frei, das am Ende der Preisverleihung von allen angestimmt wurde, hallen noch lange nach: „Und sperrt man mich ein im finsteren Kerker,
das alles sind rein vergebliche Werke, denn meine Gedanken zerreißen die Schranken und Mauern entzwei: die Gedanken sind frei.“